Das Erdbeben von 2015: Erste Hilfe und Wiederaufbau

Saipu Reconstruction Project

Am Samstag dem 25. April 2015 wurde Nepal von ein Erdbeben der Stärke 7.8 getroffen: 10’000 Menschen starben und ein riesiger Sachschaden wurde angerichtet.

1) Erste Hilfe

Dank des eingespielten Teams vor Ort, konnte Kam For Sud Erste Hilfe leisten, als diese nötig war. Man konzentrierte sich auf die Orte, wo Kam For Sud bereits vor dem Beben tätig war. Durch das bestehende soziale Netz war ein gezieltes, koordiniertes und effizientes Vorgehen möglich.

Die Notfallmassnahmen waren:

  • Wasserreinigung zur Vorbeugung von Seuchen
  • Essens-Ausgabe und finanzielle Soforthilfe
  • Verteilung von Notunterkünften (Plastikplanen, Zelte, Matten, Schlafsäcke)
  • Verteilung von Solarkollektoren
  • Überprüfung der Baustruktur der beschädigten Häuser

Besonders das Team der nepalesischen Mitarbeitenden aus dem Bauernhof-Waisenhaus in Tathali, der dank beständiger Gebäude die anfängliche Verteilzentrale war, haben am Erfolg der Soforthilfen beigetragen.

In der Schweiz hat eine Taskforce bestehend aus Michele Passardi (Ökonom), Gian Antonio Romano (Arzt), Daniel Pittet (Bau-Ing. und Experte für Wiederaufbau nach Katastrophen), Marco Cerulli (Logistiker) und Silvia Lafranchi Pittet (Projekt-Koordinatorin) die verschiedenen kurz- und mittelfristigen Einsätze geleitet. Dabei geholfen hat auch der Tessiner Zivilschutz. Auf der anderen Seite haben viele kleine und grosse Spenden Kam For Sud unterstützt, sodass nach der Ersten Hilfe der Wiederaufbau eines ganzen Dorfes ermöglicht wurde.

2) Der Wiederaufbau in Saipu

Die Herausforderungen des Wiederaufbaus:

  • Angebot/Nachfrage an Materialien und Arbeitskräfte deckten sich überhaupt nicht
  • Enorme Gesamtkosten
  • Erbebensichere, massgeschneiderte Lösungen waren notwendig, um der Situation gerecht zu werden
  • Erdbebensichere Technologien müssen kulturell und wirtschaftlich akzeptabel sowie von der Regierung anerkannt sein
  • in Nepal arbeitet man in einem institutionell schwachen und instabilen Feld

Zu allererst war es wichtig, ein Basislager im Dorf Saipu zu errichten. In diesem konnten die Projektmitarbeitenden in Sicherheit übernachten. Die Arbeiten begannen im Herbst 2015 und wurden Anfang 2016 dank des wertvollen Beitrags von Zivildienstleistenden und Freiwilligen abgeschlossen. Das Basislager wurde zur besseren Haltbarkeit aus behandeltem Bambus und Lehm errichtet. Das Ergebnis ist eine sehr flexible (daher erdbebensichere) und kostengünstige Konstruktion, die auch als Vorlage für Temporär-Konstruktionen diente.

Der Wiederaufbau im Dorf Saipu wurde im Anschluss auf vier Teilprojekten aufgegleist:

Teilprojekt 1

Ausbildung von ca. hundert Maurern und Zimmermännern, um den Fachkräftemangel auszugleichen

Teilprojekt 2

Technische Unterstützung der Bevölkerung zur Umsetzung nachhaltiger Antierdbeben-Massnahmen

Teilprojekt 3

Unterstützung beim Wiederaufbau von 800 Privathaushalten

Teilprojekt 4

Wiederaufbau der öffentlichen Infrastruktur (zwei Schulen und eine Krankenstation mit Gebärzimmer)

Das Projekt konnte vor allem aufgrund der professionellen Führung dreier Projektleiter erfolgreich beendet werden, die nun an das lokale Team übergeben wurde: Im Jahr 2016 der Ingenieur Daniel Pittet, 2017 bis Juni 2018 der Architekt Giacomo Butte und von Juli 2018 bis Mai 2019 der nepalesische Ingenieur Bikash Tajale.

Um das Fachteam vor Ort zu ergänzen, hat Kam For Sud neben dem Projektleiter auch einen allgemeinen Koordinator, einen Ingenieur und zwei Bauführer angestellt. Sie alle waren durchgehend im Basislager untergebracht.

Foto Dezember 2017 – v.l.n.r.: Man Bahadur Rai (allgemeiner Koordinator), Giacomo Butte (Projektleiter), Basant Kumar Upadhya (Bauführer), Bikash Tajale (Ingenieur), Valentin Strahm (zivildienstleistender Zimmermann), Prabin Bhatta (Bauführer), Rajan Shrestha (Projekt-Koordinator von Kam For Sud in Nepal).

Die Schweizer Freiwilligen und Zivildienstleistenden, die am Erfolg des Projekts beigetragen haben, sind:

  • Jean Larvego, Holzbauer (2015 und 2016)
  • Lino Tomamichel, Maurer (2015)
  • Rémi Charrière, Zimmermann (2015)
  • Timothée Bovay, Zimmermann (2016)
  • Riccardo Scheuermann, Zimmermann (2016)
  • Leonardo Scheuermann, Zimmermann (2016)
  • Thomas Pferdekämper, Ingenieur (2016)
  • Fabio Leoni, Maurer (2016 und 2017)
  • Bjorn Schär, Zimmermann (2017)
  • Valentin Strahm, Zimmermann (2017 und 2018)
  • Sergio Stutzer, Zimmermann (2018)
  • Jordan Kouto, Bautechniker (2018)

3) Die Resultate

In Saipu wurden über 800 Privathäuser (nun mit erdbebensicherer Technik) wiederaufgebaut. Am 12. Mai 2019 konnten zwei Schulen und die Krankenstation mit Gebärzimmer offiziell an die nepalesische Regierung gegeben werden. Fortan trägt sie die laufenden Verwaltungskosten und stellt das notwendige Personal ein, um ein reibungsloses Funktionieren der Einrichtungen zu gewährleisten.

Das Projekt wurde am 23. Oktober 2019 mit einem Einweihungsfest abgeschlossen.